Pipiprobleme….
„Der muss doch nur!“ entgegnete mir empört eine Hundebesitzerin, deren Rüde gerade an unserer Eingangstreppe des Ladens sein Bein hob. Eine Situation, über die sich wahrscheinlich schon fast jeder Hausbesitzer oder Passant geärgert hat. Wie ist das nun wirklich? Muss er oder muss er nicht? Auf diese Frage kann man (wie eigentlich fast immer) mit einem klaren JEIN antworten.
Müssen und müssen sind beim Rüden zwei völlig unterschiedliche Situationen, denen jeweils eine klare Motivation zugrunde liegt. Zum einen muss der Rüde natürlich Urin absetzen. Dies nicht häufiger als jeder erwachsene Hunde auch: Nach dem Aufwachen und tagsüber alle paar Stunden (4-6 Stunden sind für die meisten erwachsenen Hunden völlig normal). Es gibt sogar Ausnahmekünstler wie mein inzwischen verstorbener Border Collie: Jordy hasste es, im Regen in den Garten zu gehen.Spaziergänge oder Spielen im Regen: Klar, kein Problem! Pipi? Auf keinen Fall! An Tagen mit Dauerregen brachte er es problemlos fertig, nach dem Morgenspaziergang den ganzen Tag freiwillig keine Pfote mehr vor die Tür zu setzen.
Eine ganz andere Verhaltensweise ist das Markieren. Im Junghundalter von den meisten Rüdenbesitzern herbeigesehnt und (fast schon bejubelt): Das Beinheben! Nach der ersten Freude treten schnell die ersten Fragen auf: Ist es wirklich notwendig, jedesmal stehenzubleiben, wenn der Rüde markieren will? Darf man es ihm verbieten? Wenn ja, wie? Ist ihm das zuzumuten?
Wir empfehlen unseren Kunden, für den Rüden klare Regeln aufzustellen: Kurze Leine = Kein Markieren erlaubt! Lange Leine oder Freilauf: Markieren erlaubt. Dabei gehen wir natürlich davon aus, dass lange Leine bzw. Freilauf auch nur an geeigneten Stellen, wie Feld und Wald erlaubt werden. Dort stellt es kein Problem dar, wenn der eifrige Macho alle paar Schritte markiert.
An der kurzen Leine kann sich auch ein Rüde das Markieren problemlos verkneifen. Wer das jetzt für unnatürlich hält: Im Wolfsrudel markieren i.d.R. nur die ranghöchsten Tiere – der Rest hockt sich fürs Pipi brav hin ohne das Bein zu heben!
Das gleiche gilt übrigens auch für Hündinnen, die durchaus auch markieren (und dabei teilweise auch das Bein heben!).
Wie nun vorgehen? Beobachten Sie Ihren Hund genau. Schnuppern ist natürlich erlaubt,vorausgesetzt, Sie müssen nicht extra dafür stehen bleiben. Wenn Sie sich in Ihrer Gangart, Tempo und in diesem Fall den Stopps immer nach Ihrem Hund richten, können Sie nicht erwarten, dass er sich sonst an Ihnen orientiert = Leinenführigkeit ade!
Mal angenommen, Sie laufen die Straße entlang und Ihr Hund möchte an einer Stelle schnuppern. Gehen Sie wortlos weiter, nehmen Sie ihn an der kurzen Leine einfach mit. Weder Hörzeichen noch Lob oder Tadel sind nötig bzw. sinnvoll. Stehen Sie schon und Ihr Hund macht Anstalten, das Bein zuheben: Gehen Sie mit einem strengen NEIN weiter. Am einfachsten ist dies natürlich, wenn man das gleich mit dem Junghund so einübt. Haben Sie einen erwachsenen Hund und möchten sein Verhalten umtrainieren, suchen Sie sich zum Üben am besten eine verführerische Strecke (Allee, vielbegangene Hundestrecke etc.), an der es nicht so schlimm ist, wenn noch ein paar Tropfen auf dem Weg landen. Klappt es schon ganz gut und Ihr Hund macht an der kurzen Leine nur noch selten Anstalten, das
Bein zu heben, können Sie das Training auch in die Stadt verlegen. Tipp: Parken Sie direkt an einer Wiese/Park, damit Sie noch eine kurze Pinkelrunde drehen können. Lassen Sie Ihrem Hund an geeigneter Stelle die Leine so lang wie möglich und fordern Ihn deutlich auf, Pipi zu machen (Sie haben doch ein Hörzeichen dafür?). Anschließend können Sie beruhigt auf Einkaufsbummel gehen.
Besondere Vorsicht sollten Sie auch in Fußgängerzonen wahren: Einkaufsständer sind beliebte Markierstellen und hat einmal einer angefangen, ist das für alle nachfolgenden Hunde ein wahrer Magnet.
Auch wenn Ihr Hund perfekt stubenrein ist, sollten Sie in Läden (insbesondere Hundezubehörmärkten), beim Tierarzt und in Indoortrainingsräumen (wie unserem Hundezentrum!)
besonders auf ihn achten: Durch die große Hundedichte, ist die Verführung besonders groß, seine eigene Duftmarke zu hinterlassen.Wenn Sie in einem Laden beispielsweise in Ruhe Ware betrachten möchten, ist es immer sicherer, den Hund ins Platz zu legen, als ihn – womöglich noch an gaaanz langer Leine – locker hinter sich stehen zu haben. Schon mancher hat in unserem Laden die Gelegenheit genutzt und sein Bein gehoben. Peinlich für den Besitzer (und teuer, wenn Sie den Schaden ersetzen müssen), ärgerlich für den Ladenbesitzer und nervend für den nächsten Hundebesitzer, dessen Hund dann an dieser Stelle ebenfalls „muss“.
In unserem Laden (und natürlich auch im neuen Hundezentrum) bitten wir daher immer, den Hund nicht frei laufen zu lassen (was von manchen Hundebesitzern völlig verständnislos aufgenommen wird) und ihn genau im Blick zu behalten. Das gilt übrigens auch für die Hofeinfahrt und die Außentreppe im neuen Hundezentrum. Fürs Hundezentrum haben wir übrigens für Malheurs eine „Pipikasse“ und freuen uns bei
Mißgeschicken (oder auch so) über eine kleine Spende für den sicher bald fälligen neuen Bodenbelag.