Wenn die Hormone verrückt spielen


Erfahrungsbericht mit dem Hormonchip von Angelika Dewes

Tja, wenn die Hormone verrückt spielen! Viele Jungrüdenbesitzer kennen das, bzw. erkennen ihren Hunde nicht wieder. Jetzt zur Hauptläufigkeitszeit der Hündinnen gibt es keinen entspannten Spaziergang mehr. Der eigene Rüde ist nur am Suchen. Mit viel Geschrei will er zu jedem Hund. Hündinnen werden freudig besprungen, andere Rüden werden  provoziert und es kann zu der ersten richtigen Prügelei kommen. Man kann auf seinen eigenen Hund nicht mehr einwirken – alles was vorher gut geklappt hat, ist auf einmal vergessen.

Auch ich habe mit meinem Husky-Mischling Rudi im Frühjahr 2009 diese Erfahrung gemacht. Seine leichte Führigkeit war dahin und er rutschte noch ganz extrem ins Jagdverhalten ab. Mit einer endgültigen (chirurgischen) Kastration haderte ich. Was lag da also näher als diesen neu herausgekommenen chemischen Kastrationschip auszuprobieren?  Im Übrigen hörte ich von diesem Chip bereits das erste Mal vor 4 Jahren. Die Tierklinik Gießen führte eine Studie durch und ein Kundenhund wurde darin aufgenommen (der Chip wurde damals bereits in Amerika eingesetzt und kostete umgerechnet ca. 600€). Eine andere Kundin bestellte sich diesen Chip 2 Jahre später in Amerika und bezahlte immerhin noch 350€ zzgl. Einsetzen des Chips. Bei beiden Hunden wirkte sich dieser Hormonchip positiv aus.

Herstellerinformation: „Nach der Implantation wird konstant ein Wirkstoff freigesetzt, der etwa 6 Monate lang verhindert, dass Botenstoffe produziert werden, die zur Entstehung von Testosteron und anderen Geschlechtshormonen notwendig sind. Somit sinken nach etwa 2–3 Wochen diese Hormonwerte auf ein Basalniveau wie nach einer chirurgischen Kastration.“

Verständlicher geschrieben: Durch den Chip wird zu viel Testosteron dem Körper zugeführt – Hypophyse meldet zuviel Testosteron…Produktion drosseln…..

Im März 2009 – Rudi war zu diesem Zeitpunkt 11 Monate alt – bekam er nun diesen Chip(2,3 x 12 mm großes Implantat – ähnlich dem Mikrochip) zwischen den Schulter-blättern eingesetzt Auch die Kosten haben sich zwischenzeitlich noch weiter reduziert: ca. 100€ komplett. So, und nun begann das große Warten. Ich beobachtete meinen Hund jeden Tag  und war gespannt wann denn die Wirkung einsetzt (lt. Hersteller nach 2-3Wochen). Das einzige, was mir in dieser Zeitspanne auffiel, war, dass das Verhalten von Rudi noch schlimmer wurde (logisch: Es wird ja ein Übermaß an Testosteron zugeführt! – Also nicht erschrecken!). Erst nach ca. 8 Wochen (die Herstellerangaben sind definitiv zu kurz, da in neuester Zeit Kunden unserer Hundeschule die gleichen Erfahrungen wie ich gemacht haben) zeigte sich eine Beruhigung. Vorher hatte Rudi auch immer einen leichten Vorhautkatharr (Kavaliersschnupfen). Die Schleimabsonderung stellte sich ein und das dadurch bedingte ständige Genitallecken hörte auf. Nach 10 Wochen verkleinerten sich die Hoden (ein Rüde ist dann über einen begrenzten Zeitraum nicht mehr fruchtbar), und nach 12 Wochen begann nun endgültig die entspannte Phase. Die Erziehungsspaziergänge klappten wieder wie am Schnürchen, und auch sein Jagdverhalten nahm deutlich ab – er war einfach wieder ansprechbar, sehr aufmerksam und gelehrig. Sein Markierverhalten blieb allerdings (aber das ist auch eine Erziehungssache). Ab Dezember begannen die Hoden langsam wieder auf Normalgröße zu wachsen und auch das Interesse an den Mädels stellte sich wieder ein.

Jetzt haben wir wieder Hauptläufigkeitszeit. Die Hormone sind bei Rudi voll zurückgekehrt, aber er ist diesmal viel leichter handlebar, da wir gemeinsam die Ruhephase erzieherisch sehr gut nutzen konnten und für uns beide die Situation lange nicht mehr so konfliktgeladen ist.

Alles in Allem kann ich diesen Chip nur empfehlen, da man durch das Ausschalten von Testosteron sehen kann, inwieweit sich eine Kastration positiv auswirken würde. Es sind allerdings nicht alle Verhaltens-probleme beim Hund testosteronbedingt! Wenden Sie sich daher vertrauensvoll an ihre Trainerin, denn sie wird ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.