So langsam kommt der Sommer wieder und wir hatten bereits die ersten sehr warmen Tage.
Wir Menschen freuen uns natürlich immer, wenn es wieder wärmer wird, für unsere Vierbeiner sind die Sommertag jedoch weniger angenehm.
Hunde sind sehr hitzeempfindlich und reduzieren (bzw. sollten es) bereits bei einer Außentemperatur von 22-25° ihre körperlichen Aktivitäten. Hunde regulieren ihre Körpertemperatur über Hecheln. Dabei verdunsten Speichel und Sekrete der Mundschleimhäute und des Atmungstrakts, wodurch Körperwärme abgegeben wird.
Das funktioniert allerdings nur solange der Hund auch ausreichend Wasser zur Verfügung hat, um den Flüssigkeitsverlust durchs Hecheln wieder auszugleichen.
Ab 28-30° reicht dieser Mechanismus nicht mehr aus und die Körpertemperatur beginnt zu steigen. Übersteigt also die Außentemperatur die Kompensationsgrenzen des Hundes, kann es sehr schnell zum Hitzschlag kommen.
Besonders gefährdet sind „Kurznasen“ wie zb. Mops oder Bulldogge. Durch die stark verkürzte Nase, die verkleinerten Nasenmuscheln mit verringerter Schleimhautoberfläche und den verengten Nasenlöchern ist die Wärmeregulierung durch Hecheln stark reduziert.
Ursachen:
Neben ausgedehnten Spaziergängen, Laufen am Fahrrad oder Hundesport bei hohen Außentemperaturen ist mit Abstand der häufigste Grund, für die meist tödlich verlaufenden Hitzschläge, das Einsperren im Auto.
Obwohl jährlich eindringlich vor Hitzeschlägen im Auto gewarnt wird, kommt es immer wieder vor, dass ignorante Besitzer an heißen Tagen ihren Hund „mal kurz“ im Auto lassen.
Wie schnell das für den Hunde lebensbedrohlich werden kann, haben Wissenschaftler der Universität Georgia unter der Leitung von Prof. Andrew Grundstein aufgezeigt.
Dafür wurde ein PKW an 58 sonnigen Tagen zwischen April und Ende August zur Mittagszeit abgestellt und die Innentemperatur im Verlauf gemessen.
Bereits nach 5 min stieg die Temperatur um 4° über der Außentemperatur, nach 10 min um 7°, nach 30 min um 16° und nach einer Stunde um ganze 26°. Da kommt der Hund schnell an seine Grenze, die Körpertemperatur über Hecheln auszugleichen.
Unterschied Hitzschlag und Sonnenstich:
Beim Sonnenstich überhitzt das Gehirn, beim Hitzschlag der gesamte Körper und Hunde-Organismus.
Beim Sonnenstich wirkt dabei die direkte Sonneneinstrahlung, wobei die Umgebungstemperatur noch im angenehmen Bereich liegen kann. Beim Hitzschlag hingegen ist es bereits die Umgebungstemperatur.
Wie erkenne ich einen Hitzschlag beim Hund?
Erste klinische Symptome sind:
- Anhaltendes, starkes Hecheln
- Evtl. vermehrter Speichelfluss
- Hautinnenseite der Ohren sind stark gerötet und heiß
- Oft ist der Hals langgestreckt und die Zunge hängt weit heraus
- Unruhe, Nervosität bis hin zur Panik
Erhält der Hund keine Möglichkeit sich abzukühlen, kommt es zum Hitzschlag:
- Die Atmung wird schneller und flacher (Tachypnoe)
- Herzrasen (Tachykardie)
- Starke Rötung der Schleimhäute und der Zunge
- Zunehmend apathisch
- Zeigt taumelnde Bewegungen, Gleichgewichtsstörungen
- Evtl. begleitet von Erbrechen und / oder blutigem Durchfall
- Die Körpertemperatur steigt auf über 40°
- Herzrhythmusstörungen (Arrhythemie)
Unbehandelt führt ein Hitzeschlag zum vollkommenen Kreislaufkollaps. Der Hund befindet sich im Schockzustand:
- Die Schleimhäute verfärben sich bläulich
- Es kommt zu Zittern und Krämpfen
Es folgen:
- Bewusstlosigkeit
- Koma
- Und schließlich der Tod des Hundes
Erste Hilfe Maßnahmen:
- Den Hund umgehend an einen kühlen und schattigen Ort bringen
- Wasser zum trinken anbieten – das Wasser sollte nicht eiskalt sein!
- Der Hund sollte nicht zu hastig trinken – am besten dosiert immer wieder etwas Wasser anbieten und zum trinken ermuntern
- WICHTIG: niemals dem Hund Wasser mit Zwang einflößen – es könnte bei einer Hitzeerschöpfung und Bewusstseinsstörungen in seine Lunge kommen
- Wenn der Hund bereits einen Hitzeschock erlitten hat und bewusstlos ist, bringen Sie ihn mit erhöhtem hinterem Körperbereich in die Schocklagerung – Bei „Erste Hilfe beim Hund“ finden Sie eine Anleitung zur Stabilen Seitenlage beim Hund
Maßnahmen zur Abkühlung:
- Den Hund auf ein feuchtes Handtuch legen, ein feuchtes Taschentuch auf den Kopf, sowie ein feuchtes Tuch um den Hals
- Die Pfoten anfeuchten, dann langsam die unteren Bereiche der Vorder- und Hinterfüße, dann den oberen Bereich
- Langsam nach oben arbeiten – den Hund nicht zu schnell abkühlen – auch eine zu schnelle Abkühlung belastet den bereits angeschlagenen Kreislauf
- WICHTIG! Niemals das Wasser einfach über den Hund kippen
- Die Tücher ca. alle 10 min ersetzten, sobald sie aufgewärmt sind
- Die Pfoten regelmäßig befeuchten
Bei einem Hitzschlag muss damit gerechnet werden, dass der Zustand sich schnell verschlimmert, daher muss der Hund sowie das Herz ständig überwacht werden.
Kontaktieren Sie Ihren Tierarzt und transportieren Sie den Hund schnellstmöglich dort hin.
Vorbeugen:
- Nicht in der prallen Sonne anbinden
- Beim Gassigang durch ein Gespräch aufgehalten? Am besten im Schatten fortführen
- Gassigänge in die kühlen Morgen- und Abendstunden verlegen
- Körperliche Belastung des Hundes an heißen Tagen vermeiden, zb. Neben dem Fahrrad laufen oder wildes herumtoben
- Ruhepausen beim Spielen und Toben einhalten – auch wenn es schon etwas abkühlt
- Unterwegs immer Trinkwasser für den Hund dabei haben
Darf man die Scheibe einschlagen, wenn ein Hund in der Hitze drin sitzt?
Achtung! Hier gilt es erst einmal genau zu prüfen, ob der Hund wirklich gefährdet ist. Bei aller Sorge um den Hund, mehren sich in den letzten Jahren leider auch die wirklich ungerechtfertigten Fälle. Bis dahin, dass eine Trainerkollegin einen wahren Shitstorm über sich ergehen lassen musste, weil sie nochmal 3 Minuten ins Haus zurückging, um einen Schlüssel zu holen. In der Zwischenzeit war das Foto samt ihrem Auto inkl. Werbung schon in Facebook und wurde hundertfach geteilt. So werden Existenzen zerstört!
- Ist wirklich ein Hund drin? Es gab schon Fälle, in denen hysterische Passanten Autobesitzer beschuldigt haben – aufgrund der Hundebox – es war aber gar kein Hund im Auto
- Ist dem Hund wirklich zu heiß? 18 Grad, Auto steht im Schatten und es dauert nur 5 Minuten – da passiert noch nix. Es gab schon Polizeirufe bei 15 Grad und Regen. In letzterem Fall können Sie übrigens mit einer heftigen Schadensersatzklage rechnen, weil ungerechtfertigt. Dazu weiter unten mehr.
- Ist dem Hund wirklich zu heiß? Es gibt Autos mit Standklimaanlage!
Wenn Sie aber einen stark hechelnden Hund bei entsprechenden Außentemperaturen sehen (also wirklich selbst sehen), dann sind sie erst einmal verpflichtet, zu warten und zu versuchen, den Besitzer ausfindig zu machen (es sei denn, der Hund liegt schon im Koma). In umliegenden Geschäften nachfragen, an Häusern klingeln etc. Bei der Polizei kann man auch anrufen und nachfragen. In dieser Zeit können Sie auch gleich mal den nächstgelegenen Tierarzt ausfindig machen, den brauchen Sie nämlich auch gleich. An Hitzschlag sterben Hunde auch oft noch viel „später“.
Nochmal: 18 Grad und Schatten und fünf Menschen springen aufgeregt ums Auto herum und debattieren: Da würden meine Hunde auch schon aus lauter Stress anfangen zu hecheln.
18 Grad und Auto in der Sonne und 15 Minuten später – da fängt es dann schon an, langsam bedenklich zu werden.
Also immer Nachdenken!
Schätzen Sie den Zustand des Hundes als lebensgefährlich ein: Filmen Sie zuerst den Hund, das Auto, die Umgebung und bitten Sie Passanten als Zeugen. Außerdem brauchen Sie ein Werkzeug, eine Scheibe schlägt sich nicht mit bloßen Händen ein. Achten Sie darauf, nicht sich oder den Hund zu verletzen. Lassen Sie die Aktion filmen.
Anschließend sofort Erste Hilfe beim Hund leisten und zum Tierarzt fahren.
Rein rechtlich gibt es beim Tier übrigens keine „unterlassene Hilfeleistung“. Dennoch müssen Sie nicht für den Schaden aufkommen, wenn Sie beweisen können, dass sich der Hund in einer Notlage befunden hat. Zweifelt der Besitzer dies an und zeigt sie an, sind Sie in der Beweispflicht!
Noch mehr Infos erhalten Sie auf:
Hitzschlag bei Hunden » VDH.de
ERSTE HILFE BEIM HUND – Hitzschlag (erste-hilfe-beim-hund.de)