Vorsicht Falle :)
Neulich auf der Hundewiese:
„Platz“ soll er machen, der süße Vierbeiner, der angesichts dieses Kommandos völlig ratlos wirkt und seine Besitzerin intensiv anstarrt. Nach mehrmaliger Wiederholung des Hörzeichens greift der Mensch schließlich in seiner Tasche, zückt ein Leckerli und zeigt es dem Hund in Verbindung mit dem Sichtzeichen. Und siehe da, jetzt liegt er!
Eine Situation, die sicher vielen Hundebesitzern bekannt vorkommt…
Was ist denn nun daran eine „Falle“, mag sich mancher fragen. Und dabei gibt es gleich mehrere. Warum der Hund sich in der besagten Situation nicht hingelegt hat, kann mehrere Gründe haben:
1. Der Hund hat die Übung noch gar nicht wirklich gelernt… Moment mal, sagen viele – es klappt doch zu Hause oder beim Spaziergang schon ganz toll. Als Mensch neigen wir jedoch dazu, gleich mehrere Parameter der Übung auf einmal zu ändern. In diesem Fall könnte es beispielsweise das Weglassen des Sichtzeichens UND die verstärkte Ablenkung auf der Hundewiese gewesen sein. Auf den Menschen übertragen wäre das ungefähr so, als ob sie gerade dabei sind, ein Gedicht auswendig zu lernen… sagen wir mal Schillers „Glocke“. Zuhause klappt es schon so halbwegs, sie kommen durchs ganze Gedicht, müssen jedoch noch viel überlegen. Jetzt sollen Sie es aber vor Publikum aufsagen und gleichzeitig trötet jemand mit einer Hupe in ihr Ohr… können Sie es immer noch?
Gehen wir also mal davon aus, der Hund hat wirklich noch nicht begriffen, dass „Platz“ eben auch auf der Hundewiese gilt (sie wissen ja „Im Zweifel für den Angeklagten…“). Wenn Sie nun wie oben beschrieben vorgehen, wäre es viel sinnvoller, sie würden die viel zitierte Zeitungsrolle einsetzen, sich selbst einmal kräftig auf den Kopf hauen und sagen „Ich muß die Übungen besser aufbauen und die Ablenkung nur langsam steigern“.
2. Es gibt aber natürlich auch noch Möglichkeit zwei: Ihr Hund kann Platz perfekt und hat dies auch unter gleichartiger Ablenkung schon oft genug gezeigt. Aber jetzt gerade mag er nicht, weil vielleicht sein bester Kumpel über die Wiese flitzt oder die Butterblümchen so schön blühen oder warum auch immer…
Na und sagen Sie… er lag ja dann doch, also hat die Übung schließlich doch geklappt!
Oberflächlich betrachtet schon… aaaber… was hat er wirklich gelernt? Schlichtere Gemüter unter unseren Hunden haben vielleicht wirklich das gelernt, was wir gerne hätten (nämlich Platz unter Ablenkung). Die meisten Hunde jedoch lernen etwas ganz anderes:
Wenn ich das Befolgen eines Hörzeichens nur lange genug verweigere, dann zieht mein Mensch einen Keks aus der Tasche!
Der Mensch jedoch wundert sich, warum die so früher so schön geklappten Übungen immer schlechter laufen….
Was also tun? Im ersten Fall muß man sich genau überlegen, ob die Ablenkung nicht noch zu stark gewählt ist. Wenn man Platz ohne Sichtzeichen erreichen möchte, dann will auch dies – getrennt von der Steigerung der Ablenkung – geübt sein. Also nicht beide Parameter auf einmal ändern! Wenn ich mir nicht sicher bin, ob es in der konkreten Situation schon ohne Keks klappt, dann habe ich diesen vorher in der Hand! Auf keinen Fall krame ich nach wiederholtem Geben des Hörzeichens danach, siehe Falle!
Im zweiten Fall – wenn ich mir ganz sicher bin (und Sie können davon ausgehen, dass ich da als Trainerin genau nachfrage und mir das angucke!) – dass der Hund es wirklich kann, nur gerade gar keine Lust hat – dann habe ich persönlich auch kein Problem damit, auf den Hund körperlich einzuwirken. Das muß natürlich angemessen und für den jeweiligen Hund stimmig sein.
Wie immer, stehen wir mit unserer Meinung in diesem Fall zwischen allen Fronten – die Anti-Leckerli-Fraktion sagt wie immer „das mit den Leckerchen ist alles Quatsch, der Hund muß das einfach tun“ und haben leider häufig kein Problem damit, den Hund ins Platz zu kicken, obwohl er die Übung noch gar nicht richtig begriffen hat… und die Antiautoritäre Fraktion ist völlig entsetzt, weil der Rabauke auch mal eine körperliche Zurechtweisung erfahren muß…
Schönes Wochenende!