Ich lese gerade „Hunde“ von Ádám Miklósi
Für dieses wirklich umfassende Werk habe ich – entgegen meiner sonstigen Lesegewohnheiten – nun mehrere Tage gebraucht.
Und es läßt mich ein wenig – ich gebe es zu – ratlos zurück. Doch schauen wir erst einmal, was der Verlag schreibt:
Ádám Miklósi, Leiter der größten Forschungsgruppe zum Thema Hund in Europa, befasst sich seit Jahren mit den Sinnes- und Gedächtnisleistungen von Hunden. Durch zahlreiche Versuchsanordnungen hat er gezeigt, wie exakt Hunde zum Beispiel auf Zeigegesten des Menschen reagieren und auch komplizierte Sachverhalte verstehen. In seinem Buch fasst er die neusten Erkenntnisse über Evolution, Kognition und Verhalten der Hunde zusammen und gibt einen Ausblick auf das zukünftige Zusammenleben von Mensch und Hund.
Dr. Ádám Miklósi ist Leiter des Lehrstuhls für Ethologie an der Eötvös Loránd Universität in Budapest und betreut die größte Forschungsgruppe in Europa, die sich ausschließlich mit dem Verhalten von Hunden beschäftigt. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist er zudem durch seine Seminare und Vorträge bekannt
Miklosi schreibt selbst, dass er ausschließlich belegte Erkenntnisse und Studien vorstellen will. Das läßt natürlich viele Erkenntnisse von Praktikern erst mal außen vor, was zum einem wissenschaftlich korrekt und richtig ist, andererseits auch große Lücken zurückläßt. Im übrigen weicht er hin und wieder davon ab, wenn er von eigenen Erfahrungen mit den von ihnen sozialisierten Wölfen berichtet (was ihn wieder sehr menschlich und sympathisch macht).
Fast die komplette erste Hälfte des Buches macht neben der Geschichte der Ethologie (sehr umfassend!) der aktuelle Stand der Forschung zum Thema Domestikation, und mitochondriale DNA-Forschung aus. Das ist zwar hochinteressant, in dieser Fülle jedoch für mich persönlich eher etwas ermüdend zu lesen.
Danach wird es deutlich spannender: Viele Versuche wie z.B. Zeigegesten verstehen, Soziale Kompetenz etc. von den verschiedensten Wissenschaftlern werden erläutert. Häufig jedoch nicht so ausführlich, wie ich mir das wünschen würde. Bei den zahlreich vorhandenen Diagrammen hätte ich mir außerdem häufig eine bessere Erläuterungen für den nichtwissenschaftlichen Leser (wie mich z.B. :) gewünscht.
Der wissenschaftliche Anspruch zeigt sich natürlich auch in der korrekten Form aller Quellenangaben. Das ist sicher richtig, erschwert die Lesbarkeit jedoch deutlich, wenn beispielsweise in einem Satz teilweise zwei und mehr Quellen genannt werden und man vor lauter Klammern und Namen Mühe hat, der Satzsstruktur zu folgen.
Ein wenig erschreckend für mich ist, wie häufig noch Scott und Fuller aus den 60ern als alleinige Referenz herangezogen werden (müssen). Da scheint es nichts Neueres zu geben. Etwas verwunderlich scheint mir auch die nur spärliche Erwähnung von Dr. Feddersen-Petersen zu sein.
Übrigens gibt es hier noch eine Rezension (auf dem sehr interessanten Portal Hounds&People). Gar so euphorisch kann ich es ehrlich gesagt nicht sehen, aber das ist natürlich meine subjektive Meinung.
Fazit: Ein durchaus wichtiges und lesenswertes Buch – es erfordert jedoch die Bereitschaft, sich wirklich damit auseinanderzusetzen und läßt sich nicht einfach so nebenbei lesen. Es wirft viele wirklich wichtige Fragen auf – die häufig leider nicht beantwortet werden, weil (noch) keine dementsprechenden Versuche durchgeführt wurden. Aber die Frage steht natürlich immer am Anfang, so dass wir für die Zukunft hoffen können. Da das Buch eine Übersetzung aus dem Jahr 2007 ist, fehlen natürlich auch schon wieder einige Jahre – ich freue mich auf mehr.
Erhältlich im Onlineshop oder im Pfotentreff.