Allein bleiben

Allein bleiben - Das will gelernt sein!

Wie empfindet mein Hund?

Zunächst sollten Sie feststellen, ob Ihr Hund Angst hat, empört oder gelangweilt ist, wenn er allein ist. Dazu ist es gut, den Hund mithilfe einer Kamera zu beobachten. Sind Sie sich in der Beurteilung unsicher, sprechen Sie Ihre Trainerin an. 

Die folgenden Lernschritte beziehen sich auf den ängstlichen Hund oder Hunde, die das allein bleiben erst noch lernen müssen. Während der Lernphase darf der Hund nicht über seine bisherige gelernte Zeit hinaus allein bleiben. Hier bietet sich eine Tagesstätte, ein Hundesitter oder ähnliche Hilfe für die Betreuung an.

Generelles vorneweg

Die Gewöhnung an das Alleinsein sollte in den Räumlichkeiten stattfinden, in denen der Hund und Besitzer sich gemeinsam aufhalten / wohnen, z.B. im Wohnzimmer. Hier muss nicht das ganze Haus bzw. die ganze Wohnung zur Verfügung stehen, da manche Hunde sich durch unablässiges Hin- und Herlaufen erst in eine immer größer werdende Unruhe hineinsteigern. Viele Hunde fühlen sich nach der Gewöhnung in einer offenen Box oder einem abgetrennten Bereich bzw. einzelnen Räumen sehr viel wohler.
Sollten Sie nachhause kommen und feststellen, dass der Hund etwas zerstört hat oder Sonstiges, was er nicht tun soll, bestrafen Sie ihn nicht dafür. Eine Strafe, die nicht innerhalb von 0,5 bis 2 Sekunden erfolgt, kann der Hund nicht verknüpfen. Dies kann das Vertrauensverhältnis negativ beeinflussen und das Stresslevel Ihres Hundes während Ihrer Abwesenheit erhöhen. Hierdurch könnte sich auch zeitgleich die Separationsangst Ihres Hundes verstärken.

Verabschiedung und Begrüßung

Verabschieden Sie sich nicht von Ihrem Hund, oder höchstens ganz kurz und beiläufig in einem immer gleichbleibenden Ritual.
Je mehr Sie beim Abschied auf den Hund eingehen, desto mehr hofft er mitgenommen zu werden und desto schwerer fällt es ihm zu verkraften, dass er allein bleiben soll. Versuchen Sie, eine ausgeglichene Stimmungslage zu erzeugen, indem Sie bereits eine halbe Stunde, bevor Sie das Haus verlassen, den Hund ignorieren und damit uninteressant für ihn werden. Dann gehen Sie einfach hinaus. Wenn Sie wiederkommen, beachten Sie den Hund so lange nicht, bis er sich beruhigt hat. Erst dann begrüßen Sie ihn freundlich, aber nicht zu überschwänglich. Fällt ihnen das zu schwer, begrüßen Sie ihn nur sehr kurz, aber keinesfalls so, dass Sie ihn noch mehr „aufdrehen“.
Damit machen Sie das Gehen und Wiederkommen weniger aufregend und weniger stressbelastet.

Übung zum Allein bleiben

Bringen Sie dem Hund bei, allein in einem Zimmer des Hauses bei unverschlossener Tür zu bleiben. Beginnen Sie anfangs mit wenigen Minuten.
Folgt der Hund Ihnen, bringen Sie ihn ruhig, aber bestimmt an seinen Platz zurück. Hat sich der Hund kurze Zeit ruhig verhalten, gehen Sie in das Zimmer zurück und loben ihn freundlich, aber nicht überschwänglich. Die Wartezeit für den Hund darf nur so lange bemessen sein, dass er nicht in starke Unruhe verfällt. Vergessen Sie nicht ihm zu erlauben, dass er wieder aufstehen und das Zimmer verlassen darf, wenn Sie ihn abholen.
Zeigt Ihr Hund während der Übungen starke Unruhe oder Stresssymptome, müssen Sie die Zeit, in der der Hund allein in dem Zimmer bleiben soll, reduzieren. Möglicherweise können Sie am Anfang nur für eine Minute den Raum verlassen, ohne dass der Hund unruhig wird.
Dehnen Sie die Zeit dieser Übung immer weiter aus.

Ritual aufbauen

Schritt 1:

Spielen Sie mindestens 2–3-mal täglich folgendes Ritual durch:
Ziehen Sie sich Ihre Schuhe und ihre Jacke an und nehmen Sie den Schlüssel in die Hand. Schenken Sie Ihrem Hund hierbei keine Aufmerksamkeit. Sind Sie „ausgehfertig“, setzen Sie sich in aller Ruhe hin und beschäftigen sich anderweitig.  Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Hund sich wieder entspannt hat, kleiden Sie sich aus und gehen Ihren normalen Beschäftigungen nach.

Schritt 2:

Nach einiger Zeit sollte der Hund so weit sein, dass er sich bei dem Anblick „Herrchen/Frauchen zieht sich an, um mich zu verlassen“ ruhig und entspannt bleibt, da er merkt, dass ihm nichts Schlimmes passiert. Sobald Sie sicher sind, dass der Hund keine äußeren Anzeichen der Unruhe mehr zeigt, wenn Sie sich anziehen und den Schlüssel ergreifen, gehen Sie in ein Zimmer Ihrer Wahl und schließen sich dort für einen kurzen Moment ein.
Dann kommen Sie wieder heraus, ziehen sich aus, legen den Schlüssel weg. Der Hund wird die ersten Minuten nicht beachtet (siehe Begrüßungsverhalten).

Schritt 3:

Sobald Sie einige Minuten in dem Zimmer sein können, ohne dass der Hund sich aufregt, gehen Sie im Anschluss an Ihr „Anziehritual“ (vergessen Sie nie den Schlüssel dabei in die Hand zu nehmen) aus der Wohnungstür. Bleiben Sie hier kurz stehen und kommen ohne Begrüßungsritual wieder zur Tür rein. Mit der Zeit steigern Sie den Abstand zur Haustür und die Länge der Zeit Ihrer Abwesenheit.
Sobald Sie sich aus der Haustür entfernen können, ohne dass der Hund sich aufregt, ziehen Sie sich auch jedes Mal, wenn Sie zum Briefkasten oder Mülleimer gehen in der oben beschriebenen Weise an und nehmen dabei den Schlüssel mit.

Unterbinden Sie generell, dass der Hund Sie auf Schritt und Tritt in der Wohnung verfolgt. Verlassen Sie das Zimmer und verbieten Sie ihm Ihnen nachzufolgen. Der Hund muss Selbstständigkeit erlernen, gestatten Sie ihm nicht, Sie z.B. auf die Toilette zu begleiten. Schicken Sie Ihn nicht zu streng, aber unmissverständlich weg. Wenn möglich schließen Sie die Tür hinter sich, so dass der Hund gar nicht hinterher kann.

Der Hund sollte unbedingt regelmäßig körperlich und geistig ausgelastet werden

Betreiben Sie Selbstständigkeitsförderung durch entsprechendes Spiel. Dies heißt, dass Sie mit dem Hund in einer Art und Weise spielen müssen, die sein Selbstbewusstsein erhöht. Lassen Sie ihn beim Spielen mit einem geeigneten Spielzeug möglichst oft gewinnen, loben Sie ihn überschwänglich, wenn er sein Spielzeug stolz vor sich herträgt. Auch Suchspiele können das Selbstbewusstsein stärken, da der Hund hierbei Erfolgserlebnisse sammeln kann. Sportarten/Übungen wie Agility, Hindernisparcours, Mantrailen, Zughundesport etc. sind ebenfalls sinnvoll.
Bringen Sie Ihrem Hund Tricks bei, wie z.B. Pfötchen geben, Rolle machen, Männchen machen, Schlappen bringen usw. alles was der Hund kann, dient der Stärkung seines Selbstbewusstseins.
Gerne unterstützen wir Sie hierbei in Form von Einzelunterricht.