Heute keine Buchempfehlung….
Gerade habe ich mal wieder eine der hochgelobten Neuerscheinungen dieses Frühjahres in die Ecke geworfen enttäuscht zur Seite gelegt.
„Die neuesten Ergebnisse der Forschung am Hund“ wurden versprochen… Prima, dachte ich, mußt du dich nicht durch alle möglichen Diplom- und Doktorarbeiten wühlen.
Aber weit gefehlt… neben ein paar Einstreuungen aus Forschungsergebnissen, die ich schon längst gelesen habe, bekam ich das, was anscheinend der neueste Trend im Hundebüchermarkt ist:
Genörgel und Gemecker Kritik an allen anderen. Das ist jetzt nicht das erste Buch bzw. DVD, das diesem „Trend“ folgt. Alles und jeder wird in der Luft zerissen, selbstverständlich mit erstmal logisch klingenden Gründen. Behauptungen und Forderungen werden aufgestellt und – ganz wichtig – der Regel „Neuer Wein in alten Schläuchen“ schmeckt einfach besser, gehuldigt. Semantische Spitzfindigkeiten zuhauf: Hausstandsregeln sind ja wohl out – individuelle Tabuisierungen, Häusliches Programm, und der Wortklaubereien mehr sind in.
Behauptungen wie: Wenn man Hunde immer ganz sanft ohne jede körperliche Einwirkung erzieht, dann werden diese genau so sanft, sowohl mit Menschen als auch mit anderen Hunden. Leider erscheint dieses Buch zu spät für den gerade 10 Monate alten Ridgebackrüden, der seinen an MS erkrankten Besitzer regelmäßig „in die Ecke“ stellt und knurrend auf einem Platz festhält. Erst wenn es dem Herrn Hund passt, darf sein Mensch sich wieder bewegen. Dieser Hund wurde „gaaaaanz sanft“ bis jetzt erzogen…. Wir arbeiten jetzt dran und sind auf einem guten Weg. Und zwar weder mit Clicker noch mit Hardlinermethoden.
Kritik ist ja ok – wenn man es denn selber besser zeigen kann! Oder wenigstens alternative Wege aufzeigt und nicht nur mit Behauptungen um sich wirft. Oder – auch sehr beliebt – Forderungen aufstellt: Mehr Persönlichkeit zum Beispiel! Schöne Idee… nur, wo gibts die zu kaufen/zu lernen?
Ich geh jetzt erstmal in den schönen Frühlingstag mit meinen fünf Hunden, die ganz ohne Copyright erzogen wurden. Jeder nach seiner Fasson: Der eine ein wenig strenger, der andere ein wenig softer – so wie es zu der jeweiligen individuellen Persönlichkeit jeden Hundes passt!
Und nein, ich bin nicht frustriert – ich bin stinksauer!
PS: Auch in der Forschung ist nicht alles Gold was glänzt… So toll wie es ist, dass Hunden endlich Gefühle zugestanden werden, sind sie meiner Meinung nach weit davon entfernt, beispielsweise Gerechtigkeitssinn zu empfinden, wie angeblich folgender Test ergeben haben soll:
Zwei Hunden wurde der Trick „Pfote geben“ beigebracht. Nachdem es beide begriffen hatten, bekam der eine immer noch ein Leckerchen zur Belohnung, der andere nicht mehr. Der unbelohnte gab schließlich frustriert auf – Interpretation der Forscher: Weil er gesehen hat, dass der andere noch Kekse dafür bekam, hat er seine Mitarbeit eingestellt – aus Gerechtigkeitssinn! Mal ehrlich: Wäre hier Gerechtigkeitssinn im Spiel gewesen, hätte der belohnte Hund ja wohl von seinen Keksen abgegeben – oder?