Wie wird eigentlich Trockenfutter hergestellt? Besuch bei Belcando!
Vergangene Woche waren Iris und ich auf Einladung von Bewital (Hersteller von Belcando) in Südlohn an der holländischen Grenze.
Das ganze war eine Veranstaltung für Fachhändler: Schulung und Werksbesichtigung standen einen ganzen Tag lang auf dem Programm.
Bewital ist ein mittelständisches, deutsches Unternehmen, kein Großkonzern und wird inhaberseitig geführt.
Sehr interessant waren die Erklärungen zur „neuen“ Futtermittelverordnung EG 767/2009. Wer diese genau nachlesen will, findet den kompletten Text hier und die „Erläuterungen“ bei der EUR-Lex.
Diese Verordnung gilt schon seit 2009, aber die Futtermittelhersteller haben eine Übergangsfrist bis September 2011 bekommen. Belcando hat mit dem „Relaunch“ (Neudeutsch für das Herausbringen der neuen Produktlinie) vergangenes Jahr bereits die Bezeichnungen der o.g. Verordnung angepasst.
Übrigens werden wir im Frühsommer ein dementsprechendes Seminar anbieten – Termin folgt – da alle Änderungen den Rahmen eines Blogeintrags doch deutlich sprengen.
Ich will hier nur einige interessante Punkte herausgreifen:
- Alle Behauptungen auf der Verpackung müssen objektiv nachweisbar sein und dürfen den Verbraucher nicht irreführen (z.b. Abbildung eines Fischfilets auf der Packung aber Fischköpfe sind drin, Gesundheitsversprechen etc.).
- Es darf nicht behauptet werden, dass das Futtermittel Krankheiten verhindert oder heilt – derartiges fällt unter die Diätfuttermittelverordnung und muß dann entsprechend gekennzeichnet sein.
- Die Bestandteile dürfen als Einzel- oder Gruppendeklaration aufgeführt werden. Eine Gruppendeklaration wäre dann beispielswiese „Getreide“ als Überbegriff für Reis, Weizen etc. Wenn Gruppendeklaration gewählt ist, hat man als Verbraucher das Recht, beim Hersteller die Zusammensetzung bzw. Bestandteile zu erfragen.
- Sind Bilder oder Bezeichnungen einzelner Bestandteile auf der Packung oder im Laden/Internet aufgeführt (z.b. Lamm und Reis-Futter), dann muß der Gewichtsanteil in % angegeben werden.
- Auf der Verpackung muß ein kostenfreies Kommunikationsmittel zum Hersteller angegeben werden (Telefon, eMail etc.).
- etliche Bezeichnungen werden verändert, z.b. heißt Rohprotein nur noch Protein
- Aufteilung in Zusammensetzung, Analytische Bestandteile, Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe und Technische Zusatzstoffe
Es gibt noch einen freiwilligen Verhaltenskodex für gute Kennzeichnungspraxis, den FEDIAF (soll im Mai aktualisiert werden).
Pauschale Behauptungen werden in Zukunft damit deutlich problematischer für den Hersteller (gut für uns Verbraucher!), wenn sie nicht wissenschaftlich belegt sind.
Vieles wird deutlicher: Geflügelfleischmehl z.B. bedeutet nicht unbedingt minderwertige Ware sondern entspricht der Tatsache, dass im Trockenfutter das Fleisch getrocknet, gemahlen und dann vermischt wird. Übrigens Vorsicht bei Aussagen wie „Kaltgepresst“… lt. EU-Verordnung muss Fleisch für Tierfutter auf mindestens 90° erhitzt werden.
Schließlich folgte die Aufzählung, warum welche Bestandteile in Belcando verwendet werden (das war sehr interessant, aber könnt ihr euch im Vortrag dieses Jahr selber anhören). Hier wieder nur ein paar Stichpunkte:
- Traubenkernmehl = nicht schädlich für Hunde! Hunde vertragen Trauben nicht, dafür aber die Traubenkerne sehr gut. Traubenkerne sind eines der Lebensmittel mit dem höchsten antioxidativen Potential = natürlicher Zellschutz. (Gibts auch für Menschen, z.b. Traubenkernöl, Traubenkernbrot etc.)
- Chiasaat – sehr interessant! Mehr Infos hier: http://www.sachia.de
- Die Fleischerzeugnisse stammen ausschließlich von Fleisch, das für den menschlichen Verkehr zugelassen ist.
- … und vieles mehr…
Anschließend ging es um die eigentliche Herstellung. Die sieht bei Trockenfutter so aus:
- Feinvermahlung aller Komponenten (daher … fleischmehl)
- Einwiegen und Mischen
- Extrusion (Aufschluß der Kohlehydrate) – das erfolgt in einer riesigen Maschine, ähnlich einem Dampfdruckkochtopf
- Trocknung
- Absiebung von Staub
- Befettung unter Vakuum
- Kühlung
- nochmal Staub absieben
- Befüllung in die Verkaufsverpackungen – das sieht so aus:
Vom Extruder etc. sind Bilder leider völlig uninteressant, da man von außen nix sieht. Insgesamt war es trotzdem sehr interessant und wir kamen uns ein wenig wie in der Sendung mit der Maus vor :)