Sprachlose Hundeerziehung…

… scheint einer der neuesten Trends zu sein, die von einigen Trainern propagiert wird. Und natürlich ist die das beste, tollste, natürlichste und überhaupt. Hunde sprächen auch nicht, ist das Hauptargument. Das stimmt natürlich, wenn man mal davon absieht, dass unsere Hunde laut Dr. Feddersen-Petersen immer mehr vokalisieren, also durchaus versuchen, mit dem Mensch auch „sprachlich“ zu kommunizieren.

Selbstverständlich ist es richtig, wenn der Mensch lernt, eine eindeutige Körpersprache zu benutzen, damit die Verständigung mit dem Hund leichter wird. Wir praktizieren dies in unseren Kursen auch immer wieder mal als Übungseinheit. Aber auch während der ganzen Erziehung, Sportausbildung etc. ist die (richtige) Körpersprache des Menschen immer ein wichtiger Punkt, der nie unbeachtet bleiben darf. Und natürlich sollte der Hund nicht durch einen wahllosen Wortschwall zugetextet werden. Aber gleich ganz darauf verzichten?

Ich frage mich nur, warum es ganz ohne Sprache gehen bzw. besser sein soll. Hunde können natürlich den Inhalt von Wörtern erst mal nicht verstehen, das müssen sie erst lernen. Und sie lernen auch recht schnell, dass ein Großteil unseres täglichen Sprachflusses für sie nichts zu bedeuten hat. Aber sie lernen auch von klein auf, unsere verbalen Äußerungen zu interpretieren, Tonfall und Stimmlage in Verbindung mit unserer Körpersprache sind für die ein offenes Buch. Und wer hat noch nicht erlebt, wie gut ein Hund auf ein freundliche Motivation reagiert?

Wenn man erstmals mit einem tauben Hund arbeitet, wird einem schnell klar, wie sehr das verbale Element fehlt. Man muß sich sowohl für Lob als auch für ein Abbruchsignal ein Sichtzeichen überlegen, das natürlich nur funktioniert, wenn der Hund auch herschaut. Wie schnell verkrampft man als Mensch, wenn man sich die zusätzliche sprachliche Kommunikation verkneift, weil der Hund hört es ja nicht. Wir geben unseren Kunden, die mit tauben Hunden leben, immer die Weisung mit auf den Weg, zusätzlich zum Sichtzeichen auch zu reden – die Körpersprache des Menschen wird damit wesentlich eindeutiger und damit für den Hund leichter lesbar.

Je länger man seinem Hund zusammenlebt, desto mehr kann man von Ein-Wort-Hörzeichen auf längere Sätze wechseln (das passiert ganz von alleine, wir Menschen reden nun mal gerne :). Das schöne daran ist, der Hund versteht es irgendwann…. Warum sollte ich mir (und meinem Hund) das nehmen?

Oder gar bei der Mehrhundehaltung? Ein typisches Beispiel aus meinem Alltag: Ich breche auf und kann nicht alle Hunde mitnehmen. Am Hoftor wird sortiert… da ich in einer Hand die Tasche und in der anderen Schlüssel und Türklinke habe, wäre es wirklich umständlich, alles abzustellen und mit Sichtzeichen zu arbeiten. Statt dessen sage ich: Hummel, Holly, Zeppo. Diese drei dürfen dann mit und flitzen durchs geöffnete Tor zum Auto. Die zurückgebliebenen bekommen noch ein Lächeln und ein nettes Wort, während sie mit vorwurfsvollem Blick (den ich zu ignorieren versuche – das ist einer der Nachteile der Mehrhundehaltung…) abdrehen.