Schon wieder ein Todesopfer durch Hundebisse…

Eben erreicht mich die Meldung von AHO (Animal-Health Online):

„Rottweiler beißt dreijährigen Jungen tot“

Zörnigall (aho) – Am gestrigen Samstagabend hat in Zörnigall, rund acht Kilometer von Wittenberg (Sachsen-Anhalt) entfernt, ein Rottweiler einen kleinen Jungen totgebissen. Wie verschiedene Medien gleichlautend unter Berufung auf Polizei und Staatsanwaltschaft in Dessau-Roßlau berichten, war der Dreijährige bei einer 76 Jahre alten Frau zu Besuch, als der Hund über ihn herfiel. Die herbeigerufenen Polizisten seien ebenfalls von dem Rottweiler angegriffen worden. Sie hätten den Hund erschießen müssen, um zu dem Kind zu gelangen. Für den kleinen Jungen sei aber jede Hilfe zu spät gekommen. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod des Jungen feststellen.

Wie der MDR berichtet, handele es sich bei der älteren Frau um eine Verwandte des Jungen. Der Hund gehöre der Frau nicht. Sie habe ihn und einen weiteren Rottweiler zur Pflege aufgenommen. Der zweite Hund sei in ein Tierheim gebracht worden.“

Natürlich kann ich aus der Ferne nicht beurteilen, wie es zu diesem schrecklichen Unglück gekommen ist. Ich möchte es aber ein wenig zum Anlaß nehmen, um ein paar Gedanken zu einer, unserer Meinung nach besorgniserregenden, Entwicklung in der Hundewelt zu weiterzugeben:

Ein wenig spöttisch nenne ich sie die „Ich darf alles“-Hunde. Eigentlich ein wenig zu harmlos ausgedrückt für einen immer weiter um sich greifende Umgangsweise mit unserem Vierbeiner.  Sorgsam (manchmal auch weniger sorgsam) wird ein Züchter oder eine „Tötungsstation“ ausgewählt und ein Hund gekauft/gerettet. Unzählige Internetforen werden besucht, Bücher gewälzt, Kochrezepte studiert, sündhaft teure Futter gekauft, damit es dem Pelzträger auch an nichts mangelt. Erbittert wird über Halsband oder Geschirr gestritten (Glaubenskriegartig!) und gleichermaßen ernsthaft über die richtige Erziehungsmethode. Bei all dem wird natürlich größten Wert darauf gelegt, den kleinen Schatz ja nicht zu überfordern, keinem Streß auszusetzen und ja nicht zu viel zu verlangen. Die Ausbildung wird natürlich vor allem positiv (oder gar nicht) durchgeführt. Manche Ausbilder erklären gar, dass ein NEIN auf keinen Fall zu benutzen sei. Mal fünf Minuten Anbinden? Durch eine Leine eingrenzen und daran hindern, an der alten Dame hochzuspringen? Um Himmelswillen! Zehn Minuten im Platz liegen bleiben, während andere Hunde frei herumlaufen dürfen? Wie ungerecht! Dabei fällt mir irgendwie gerade der neue Stundenplan meines Sohnes ein, der vier mal in der Woche erst um 16.35 Uhr Schulschluß hat…..

Im Ernst: Von vielen Hunden wird zum einen viel zu wenig Selbstbeherrschung verlangt (das kann doch später in sündhaft teuren Antijagdkursen mit „Impulskontrolltraining“ nachholen, oder?) und zum anderen viel zu wenig Wert darauf gelegt, dass sie auch einmal Streß ertragen können. Streß gehört zum Leben dazu, oder haben Sie etwa keinen Streß in Ihrem Leben? Zeigen Sie mir irgendein Wildtier, das sich nicht anpassen muß und mit streßbelasteten Situationen klar kommen muß.

Heraus kommt dann mit Ende der Pubertät ein Hund, der angesichts von der kleinsten Ablenkung weder an der Leine laufen kann, geschweige denn ein anderes Kommando befolgt. Der angesichts von schreienden und rennenden Kindern jegliche Selbstbeherrschung verliert und auf jeden Fall mitrennen, spielen, jagen(?) muß. Der angesichts von anderen Hunden seine eigene sowie die Wirbelsäule seines Menschen ruiniert.

Wohlgemerkt, ich rede nicht von einer Erziehung a la Stachelshalsband, sinnloser Ruckerei oder gar Bestrafungen. Aber Konsequenz, Gelassenheit, Gehorsam und auch mal eine weniger tolle Situation ertragen lernen gehört meiner Meinung nach dazu.

Ich schicke den Artikel jetzt einfach mal so ab.. emotional und ohne ihn nochmal korrigiert zu haben :)