Zeppo – Nachruf auf einen ganz gewöhnlichen Schäferhund…

Zeppo habe ich so gekauft, wie ich allen meinen Kunden abrate.. spontan, ohne große Überlegung von einem mittelmäßigen, wenn nicht sogar schlechten Züchter…

Angefangen hat alles vor 25 Jahren. Mehr durch Zufall in einem Schäferhundeverein gelandet (durch meinen ersten Hund, ein Schäferhund aus dem Tierheim), kam schnell der Wunsch nach einem zweiten Hund. Auf Empfehlung des „Übungswartes“ (diese Sprache im SV… Ortsgruppenleiter, Übungswart usw – sehr gruselig) landete ich bei einem noch heute sehr bekannten und erfolgreichen Schäferhundzüchter, der mir einen Langhaarwelpen verkaufte – wohlgemerkt, ohne mich auf dieses damals zuchtausschließende Kriterium hinzuweisen. Rebell war mein erstes Baby und natürlich der beste Hund der Welt. Leider verlor ich ihn mit fast 9 Jahren ebenfalls an das Schreckgespenst HD (trotz neuem künstlichen Hüftgelenk), Cauda Equina und Halswirbelspondylose.

Nach Rebell wollte ich nie wieder einen Schäferhund haben – zu groß die Gefahr, wieder einen kranken zu erwischen. Mehr Hintergrundinfos gibt es übrigens in diesem Blog.

Doch mir geht es wie vielen, an der ersten Rasse bleibt das Herz hängen. Trotz wundervoller Hunde, die ich „daneben“ immer hatte… ein Langhaarschäfer sollte es sein. Als ich es nicht mehr aushielt, suchte ich in den umgebenden Tierheimen und Wolk zog ein. Die Geschichte von Wolk kann man in dem Artikel (unten in der Galerie) nachlesen.

Wolk blieb erstaunliche drei Jahre bei uns, dann zwang ihn sein Herz zu gehen. Lange Zeit hielt ich es wieder ohne Schäferhund aus (natürlich nicht ganz ohne Hund….), bis mich eines Tages die Trauer überrannte, ich zur Zeitung und zum Telefon griff und zum nächstbesten Schäferhundzüchter, der gerade Langhaarwelpen hatte, fuhr. Vor der Zwingeranlage (stinknormaler SV-Züchter) wurde ich mit „Sie suchen einen Langhaar? Ich habe drei Stück in dem Wurf, eine Katastrophe!) empfangen. Wer es nicht weiß: Langhaar ist im SV absolut unerwünscht gewesen (inzwischen haben sie ein extra Zuchtbuch aufgemacht dafür). Mein Verstand hielt gerade noch so lang, um den Preis runterzuhandeln, den Welpen zu nehmen, der nicht ganz so schlecht lief wie der andere Langhaar, zu gucken, ob sie nicht ängstlich waren und da war er: Zeppo.

Wie jeder meiner Hunde, war Zeppo ein Lehrmeister für mich: Ich hatte noch nie einen so langsam lernenden Hund. Nach Aussie und Border Collie eine wirkliche Herausforderung. Ich mußte mein Timing und meine Reaktionen absolut herunterschrauben, sonst konnte Zeppo mir nicht folgen. Wäre er ein Mensch, wäre er sicher an der Grenze zur ernsthaften Lernbehinderung gewesen.

So brauchte er vier Sommer am Main, um zu verstehen, dass die Spielzeuge mit der Strömung schwimmen. Ich habe unzählige Dummys etc. im Main davonschwimmen sehen, während Zeppo stur an der Wurfstelle im Kreis schwamm und sie suchte.

Mit Geduld und ganz langsam lernte er aber alles, was ein Hund so können muß für den Alltag. Hundesport ist nicht mein Ding, sonst wäre ich mit ihm sicher verzweifelt….

Natürlich liebte ich ihn – er war ein wundervoller Hund mit all seinen Eigenheiten und seinem einzigartigen Wesen.

Mit 10 Monaten kam dann die niederschmetternde Diagnose: Schwerste HD und ED, voraussichtliche Lebenserwartung 2-3 Jahre…. Zeppo bekam für die Hüfte einen Nervenschnitt, damit er keine Schmerzen hatte, der wirklich gut angeschlagen hat. Sein Bewegungsprogramm hielt ich immer auf der Grenze zwischen Nichtzuviel und ausreichend für Muskelaufbau.

Daneben hatte er natürlich all das, was der Schäferhund von Welt heute so hat: Futterunverträglichkeiten, empfindlicher Magen, unbestimmbare Allergieschübe, entzündete Ohren usw.

Nach erstaunlichen 8 Jahren zeichnete sich letzten Sommer jedoch doch das Ende ab. Er bekam Schmerzen, immer wieder Krankheiten – sein Immunsystem war auch nicht mehr das beste.

Einige Monate konnten wir ihn mit immer höher dosierten Schmerzmitteln noch halten. Aber nachdem er sich nun seit Tagen trotz höchster Dosierung auch im Liegen keine ruhige Minute mehr fand, habe ich ihn heute über die Regenbogenbrücke gehen lassen – dort wartet er mit all meinen anderen Hunden auf mich – ich glaube ganz fest daran.