Gerade am Telefon….

… hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer ratsuchenden Hundebesitzerin. Dabei bin ich zum wiederholten Mal auf folgendes Phänomen gestossen:

Sicher hat jeder schon von Hunden gehört, die von ihren alkoholisierten Besitzern mißhandelt wurden. Diese Hunde tragen ohne entsprechende Gegenkonditionierung oft ihr Leben lang die Angst vor Alkohol mit sich herum und reagieren ängstlich und/oder aggressiv auf den Geruch von Alkohol.

Dieses Problem wird auch von Nichthundebesitzern problemlos verstanden und akzeptiert… so weit so gut :)

Trifft man jedoch auf folgenden Fall, hat man es als Hundetrainerin schon deutlich schwerer, Verständnis für die Problematik des Hundes zu erlangen:

Der Hund hat eine Verletzung oder Erkrankung, die mit Schmerzen verbunden war. Dabei kann es sich um einen Unfall, eine Verletzung oder auch so etwas "simples" wie starke Bauchschmerzen handeln. Gerade letzteres ist für Kleinhunde oft sehr schmerzhaft, wenn sie z.b. hochgehoben werden.

Jeder hat dann Verständnis dafür, wenn der Hund bei Annäherung an die schmerzende Stelle droht, schnappt oder sich verkriecht. Doch wie sieht es nach der Genesung aus? Der Hund droht immer noch, aber es tut doch nicht mehr weh! Hier haben viele Menschen das Problem, dass es ihnen sehr schwer fällt zu akzeptieren, dass der Hund Angst vor den Schmerzen hat.

Im Grunde handelt es sich um genau den gleichen Lernvorgang wie beim Alkohol: Der Geruch tritt auf, der Hund hat Angst, wieder mißhandelt zu werden – der Mensch nähert sich der ehemals schmerzenden Stelle, der Hund hat Angst, dass es wieder weh tut.

In beiden Fällen kann der Hund nicht wissen, dass es sich eben NICHT um die gleiche Situation wie früher handelt. Der ehemalige Alkoholikerhund muß erst lernen, dass das Glas Rotwein am Abend beim neuen Besitzer keine Schläge nach sich zieht. Und der ehemals kranke Hund muß auch erst lernen, dass die Berührung an dieser Stelle nicht mehr weh tut.

Beides kann und sollte trainiert werden – eigentlich ganz logisch, oder? Warum aber haben wir als Hundetrainer dann an dieser Stelle immer wieder lange Diskussionen mit der Kernaussage "Aber es tut ihm doch nicht mehr weh"?

Ich bin mir nicht sicher, ob es mir bei meinem Telefonat eben gelungen ist, die Hundebesitzerin zu überzeugen..

So kopfschüttelnd….

Petra