Es ist nicht immer schön, recht zu behalten…

Vor ca. einem Jahr waren wir zu einem Beratungsgespräch in der Nähe von Aschaffenburg: Der damals ca. einjährige Hund einer anspruchsvollen und selbständigen Rasse entwickelte sich immer mehr zu einem Problem. Er streunte und "kontrollierte" dabei die Nachbarschaft dergestallt, dass diese häufig am Betreten ihres (eigenen!) Grundstückes gehindert wurden.

Die Familiensituation stellte sich so dar, dass die Mutter mit mehreren kleinen Kindern vollauf beschäftigt war und der Vater durch seinen anspruchsvollen Beruf ebenfalls keine Zeit für den unausgelasteten und unerzogenen Hund hatte.

Nachdem sich keiner der erwachsenen Familienmitglieder in der Lage sah, dem großen Hund Aufsicht, Beschäftigung und Erziehung zukommen zu lassen, lautete unser Ratschlag, den Hund abzugeben, solange die "Unarten" noch nicht gefestigt und der Hund so jung sei. Dies wurde von der Familie empört abgelehnt und wir hörten nie wieder von ihnen… Hundetrainerlos halt.

Letzten Sonntag nun im Tierheim: Da sitzt er nun… mittlerweile über zwei Jahre alt, hat mehrfach Besucher und Familie angegangen, ist nie erzogen worden und hat vollauf gelernt, sich selbst zu beschäftigen und selbst zu entscheiden. Menschen braucht er eigentlich nicht, hat er doch nie eine befriedigende Bindung zum Mensch kennengelernt. Die Vermittlungschancen waren schon vor einem Jahr nicht berauschend, aber machbar wäre es sicher gewesen. Nun ist er ein "Problemhund" und hat doch nur das getan, was Genetik und mangelnde Aufsicht ihn gelehrt haben.

Lieber wäre es uns gewesen, wenn sich unsere Prophezeiungen nicht bewahrheitet hätten :(