Tipp der Woche: Fortpflanzung und Kastration beim Hund

Läufigkeit

Wann beginnt die erste Läufigkeit?
Hunde entwickeln sich sehr unterschiedlich, so dass keine genauen Angaben zur ersten Läufigkeit gemacht werden können. Als kleine Faustregel werden Hunde umso eher körperlich erwachsen, je kleiner sie als erwachsene Tiere sind. Die erste Läufigkeit kann durchaus schon mit 5 Monaten anstehen, aber auch 14 Monate sind bei großen Rassen noch normal.

Dauer und Zyklusverlauf

Der Zyklus der Hündin umfasst mehrere Phasen, wovon die eigentliche Läufigkeit für den Hundebesitzer am wichtigsten ist. Bereits einige Tage vor der eigentlichen Läufigkeit beginnt die Hündin für Rüden „interessant“ zu riechen. Diesen Geruch kann man übrigens durch die Gabe von Chlorophyll (rein pflanzliches Präparat ohne Nebenwirkungen, im Fachhandel erhältlich) deutlich mildern. Der durchschnittliche Zyklus beträgt 6 Monate zwischen den Läufigkeiten, wobei es durchaus auch Zyklen von 4-12 Monaten gibt. Mit Beginn der Läufigkeit schwillt die Scheide der Hündin deutlich an, um auf dem Höhepunkt fast doppelt so groß wie sonst zu werden. Die Hündin blutet einige Tage und riecht für Rüden nun extrem verführerisch. Nach ca. 8-15 Tagen ist die sogenannte Standhitze erreicht, d.h. die Hündin duldet nun das Aufreiten des Rüden. Gut erkennbar ist diese Phase, wenn die Hündin bei Hundekontakt stehenbleibt und den Schwanz zur Seite klappt. Mit Beginn oder kurz nach der Standhitze blutet die Hündin nicht mehr, evtl. wird noch klarer Schleim abgesondert. Die Standhitze kennzeichnet gleichzeitig die Empfängnisbereitschaft – bereits bei der ersten Läufigkeit! Es kann also durchaus auch die 6 Monate alte Junghündin schwanger werden.
Die Standhitze dauert meist 2-4 Tage. Weitere 7-10 Tage ist die Hündin immer noch läufig und für Rüden interessant. Alle Zeitangaben können deutlich variieren, insgesamt muss man mit 3-4 Wochen rechnen. Während des gesamten Zeitraums sollte die Hündin keinen Kontakt zu unkastrierten Rüden haben, also beispielsweise weder den Hundeauslauf noch eine Huta besuchen.

Vorsichtsmaßnahmen

Manche Hündinnen suchen aktiv nach einem geeigneten Bräutigam und brechen durchaus auch aus dem Garten aus oder versuchen beim Spaziergang wegzulaufen – strikter Leinenzwang ist jetzt wichtig!
Mit Beginn der Läufigkeit bzw. kurz davor sollten Sie hundereiche Gegenden meiden. Falls in Ihrer Nachbarschaft Rüden wohnen, empfiehlt es sich, nicht mehr von zu Hause aus Gassi zu gehen, sondern mit dem Auto außerhalb Gassirouten zu suchen. Damit verhindern Sie ein klein wenig die Duftspur, die zu Ihnen nach Hause führt.
Während der gesamten Zeit sollte die Hündin an der Leine bleiben (auch wenn sie sonst sehr gut hört) und keinesfalls ohne Aufsicht im Garten o.ä.. bleiben. Einbrechende Rüden oder auch ausbrechende Hündinnen haben schon so manchen Wurf beschert!
Die Hündin sollte frühzeitig an Höschen gewöhnt werden. Während der ersten Läufigkeit wartet man nun erst einmal ab, ob sie sich selbst sauber genug hält, ansonsten kommt das Höschen zum Einsatz. Erst wenn nach zwei bis drei Läufigkeiten wirklich sehr große Probleme mit Scheinschwangerschaften, dem Zyklusverlauf oder sonstiges auftritt, sollte man über eine Kastration nachdenken. Hierbei ist der Zeitpunkt sehr wichtig, sie sollte im Hormontief zwischen den Läufigkeiten erfolgen.

Scheinschwangerschaft

Scheinschwangerschaft ist keine Krankheit, sondern ein normaler Vorgang, der dazu beiträgt, dass in Rudeln andere Hündinnen bei der Welpenaufzucht helfen. Knapp füttern, evtl. bemuttertes Spielzeug wegräumen, viel Spazierengehen und nur im Notfall tierärztliche Hilfe sind notwendig, damit es der Hündin schnell wieder gut geht.

Das wichtigste kurz gesagt:

Die erste Läufigkeit kann bereits mit 5 Monaten erfolgen.
Dauer: ca. 3-4 Wochen
In dieser Zeit Huta Verbot!
Dies dient neben der Schwangerschaftsverhütung auch der Stressvermeidung für ihre Hündin, da diese auch nach der Standhitze noch sehr gut riecht und von Rüden noch stark bedrängt wird.

Kastration / Sterilisation

Unter Sterilisation versteht man bei der Hündin die Durchtrennung der Eileiter und beim Rüden der Samenstränge. In beiden Fällen bleibt sowohl der normale Sexualtrieb als auch der gesamte Hormonstatus voll erhalten – lediglich die Fortpflanzung wird unterbunden.
Bei der Kastration werden bei der Hündin die Eierstöcke, beim Rüden die Hoden entfernt.
Bei der Hündin ist unbedingt der geeignete Kastrationszeitpunkt zu beachten, da die Hündin gefühlsmäßig (und auch in ihrer Außenwirkung auf andere Hunde) auf dem Stand zur Kastration stehen bleibt. Wird also die Hündin beispielsweise kurz vor der Läufigkeit kastriert, kann es sein, dass sie ihr Leben lang für Rüden unglaublich interessant riecht und ständig und überall belästigt wird. Der richtige Zeitpunkt ist also genau zwischen zwei Läufigkeiten, wenn der Zyklusverlauf auf dem hormonellen Tiefstand ist. Dies kann beim erwachsenen Hund durch Beurteilen des Hormonstatus (durch den Tierarzt) festgestellt werden. Ein rein zeitliches Abschätzen ist viel zu ungenau – schließlich kann der Zyklus durchaus auch um einige Wochen schwanken.
Soll hingegen die Junghündin vor der ersten Läufigkeit kastriert werden, kann man nur vom erwarteten Zeitpunkt ausgehen und kastriert so evtl. viel zu spät im Zyklus oder eben sehr jung.
Dies bedeutet aber, dass der Hund noch weit vor der Pubertät kastriert wird und die für die körperliche und psychische Entwicklung wichtigen Hormone unterbunden werden. Wir raten von einer Frühkastration der Hündin absolut ab!
Zum vielbeschworenen Krebsrisiko: Häufig hört man, dass die Kastration das Krebsrisiko um 99% senkt (wenn vor der ersten Läufigkeit kastriert wird). Im Umkehrschluß bedeutet das aber nicht, dass 99% der Hündinnen erkranken, sondern das Risiko für Mammatumore, beträgt bei der Hündin nur 0,8-1,8 Prozent.
Das Risiko für Prostata- bzw. Hodentumore bei Rüden ist übrigens deutlich höher (bis zu 8%) – trotzdem rät kaum ein Tierarzt zur prophylaktischen Kastration….
Frühkastraten hingegen haben ein deutliches höheres Risiko für zahlreiche andere Erkrankungen, z.B. Inkontinenz (bis zu 70% bei großen Rassen!!), Fellveränderung, Gelenkprobleme u.v.m. Daneben bleiben viele frühkastrierte Hunde extrem jugendlich und werden „im Kopf“ nie erwachsen.
Beim Rüden kann man mit Beginn der Pubertät ein gesteigertes Interesse an Hündinnen entdecken und kurze Zeit darauf deutliches Machogehabe gegenüber anderen Rüden. Steigert sich das Verhalten so sehr, dass es erzieherisch nicht mehr beeinflussbar ist, kann man mittels eines Hormonchips vorübergehend (6 oder 12 Monate) „kastrieren“. Erziehung sollte selbstverständlich erst einmal das vorrangige Ziel sein. Es gibt jedoch Fälle, in denen auch Erziehung nichts mehr hilft. In diesen Fällen haben wir mit dem Hormonchip sehr gute Erfahrungen gemacht.

Wichtig

Auch der Jungrüde kann übrigens schon mit Beginn der Pubertät decken und Nachwuchs zeugen! Weder Geschwister noch die Mutter sind da ausgenommen.

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