Widerlegung eigener Vorurteile …

Beim Umstieg von Großhund- auf Kleinhundbesitzer verändert man sein Spaziergehverhalten plötzlich ganz drastisch, zumindest mir ging es so, denn mein Kleiner ist schon vom normalen Spielverhalten der Großen schnell überfordert. Nach dem ich also als stolze Kleindackelbesitzerin lernen durfte, dass man um den einen oder anderen Temperamentsbolzen manchmal besser einen Bogen macht und meinen Hund nach zwei nichtspielerischen Attacken auch kurz auf den Arm nehme, wenn ich großen Hunden begegne, die ich nicht kenne und einschätzen kann, war es wieder einmal soweit.

Der junge Mann, dem ich schon von
weitem – entsprechend seiner Haartracht, seiner Bomberjacke und dem
kräftigen schwarz-weißen Hund, der neben ihm ohne Leine auf und ab
hüpfte – das Ettiket "Mensch rücksichtslos – Hund unerzogen" verlieh,
kam näher. Also das üblich Programm, Dackel freudig rufen (ja keine
Unsicherheit durch die Stimme überschwappen lassen), kurzes Suchspiel,
um gelöste Stimmung zu suggerieren, Hund auf den Arm. Ich bin durch
wenige eigene Erfahrungen und die Medien offenbar schon gut
konditioniert, denn ich muss gestehen, dass der Anblick des jungen
Kerls mit seinem Hund mir leichten Angstschweiß unter den Armen
beschert und die feste Überzeugung, dass dieser 45-Kilo-Bomber jeden
Moment losrennt, auf mich zustürzt und mindestens an mir hochspringt…
ich schlucke

Was aber passiert statt dessen? Der Mann sieht mich
mit verkrampfter Körperhaltung und Dackel auf dem Arm, ruft seinen Hund
zu sich, geht an den Wegesrand und lässt seinen Hund dort absitzen. Als
ich auf seiner Höhe bin, grüßt er freundlich.

Sein stattlicher
Begleiter würdigt mich keines Blickes und bleibt brav so lange sitzen,
bis ich passiere und sein Herrchen ihm gestattet, weiterzulaufen. Ich
bleibe in einiger Entfernung stehen und schaue den beiden nach. Uups,
mein Mund steht noch offen…

Was gibt es Schöneres als in seinen Vorurteilen widerlegt zu werden, oder ;-)